Christian Ude glaubt, dass die SPD in der Sache die Mehrheit der Bevölkerung in Bayern hinter sich hat. In der Sache habe die SPD die Mehrheit der bayerischen Bürger hinter sich. Denn die Mehrheit der Menschen im Freistaat, so Christian Ude in Günzburg, wolle einen Mindestlohn, die Regulierung der Finanzmärkte, mehr Bildungsgerechtigkeit, den Ausbau der Kleinkinderbetreuung statt des Betreuungsgeldes, einen besseren Mieterschutz, den Atomausstieg und eine geordnete Energiewende. Das Problem sei, erklärte der SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, dass viele trotzdem CSU wählen. „Vielleicht, weil sie es so gewöhnt sind.“ Im Endspurt des Wahlkampfes müsse den Wählern verdeutlicht werden, dass die Forderungen der Bevölkerungsmehrheit „mit Schwarz-Gelb nicht zu bekommen sind. Das geht nur mit der SPD“.
Das Wetter war nicht eben verlockend, als Ude am frühen Donnerstagabend zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches - gespielt vom Musikverein Reisensburg - in den Dossenbergerhof in Günzburg einzog. Trotz des leichten Regens waren nach Angaben von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig etwa 650 Besucher zur SPD-Kundgebung gekommen. „So macht Wahlkampf Spaß“, sagte Ude nach der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden und SPD-Landtagskandidaten Achim Fißl erfreut angesichts der großen Resonanz.
In seiner etwa einstündigen Rede, die von Gebärdendolmetscherin Michaela Möckl für einige gehörlose Besucher übersetzt wurde, machte Ude deutlich, warum nach 56 Jahren CSU ein Regierungswechsel fällig sei. „Die Politik muss wieder verlässlich werden“, erklärte Ude, der neuer Ministerpräsident werden will. „Denn bei der CSU ist die Kehrtwende zum politischen Markenkern geworden.“ Etwa bei der Atomenergie. Zuerst würden die Laufzeiten verlängert, dann werde der Ausstieg propagiert und nun werde über eine Leistungserhöhung beim Kernkraftwerk Gundremmingen nachgedacht. Und Horst Seehofer falle „der Windenergie in den Rücken“. Er sei misstrauisch, dass die Energiewende wirklich gewollt sei, meinte Ude.
Es sei ein sozialer Skandal, dass viele - auch florierende Unternehmen - Hungerlöhne bezahlten oder die Arbeitnehmerrechte durch Werkverträge aushebelten. Dies müsse ebenso korrigiert werden wie der unzureichende Mieterschutz und die Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus. Die Mehrheit der bayerischen Eltern wolle ein Wahlrecht zwischen G8 und G9, dies werde die SPD ebenso einführen wie eine bessere Kleinkinderbetreuung. Als Wahlmöglichkeit biete die SPD ferner die Gemeinschaftsschule an, um das Schulsterben auf dem Land zu stoppen. Überhaupt dürfe nicht alles in die Metropolen gepumpt werden. „München platzt aus allen Nähten“, sagte Ude, derweil die ländlichen Räume veröden. „Die SPD will ein Bayern im Gleichgewicht.“
Jahrelang habe die CSU beim Hochwasserschutz geschlafen. Stattdessen habe sie über den Donau-Ausbau und die weitere Betonierung des Flusses geredet. Zehn Milliarden Euro habe die CSU bei der Landesbank aus dem Fenster geworfen, keine andere CSU-Regierung habe in der bayerischen Nachkriegsgeschichte so viele Schulden angehäuft wie die momentane. Er habe dagegen die Schulden Münchens real abgebaut. Ude: „Wir sind auch in der Finanzpolitik besser als die CSU.“
Die CSU habe in den vergangenen Jahren „alles Mögliche versprochen“. Und nur wenig gehalten. „Wer immer noch an CSU-Wahlversprechen glaubt, ist selber schuld.“ Deshalb seien ein Regierungswechsel sowie „eine verlässlichere, sozialere und gerechtere Politik“ notwendig. Nach Dankesworten der Günzburger SPD-Vorsitzenden Simone Riemenschneider-Blatter endete der Auftritt Udes mit einem Rundgang über den „Kultursommer“ auf dem Marktplatz und einem kleinen Imbiss vor dem Gasthaus „Hecht“. Gelegenheit für etliche Passanten, ein Autogramm zu holen oder sich mit Ude fotografieren zu lassen.